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Das Kanu des Manitu - Paddelt an jeder Strömung vorbei

Das Kanu des Manitu - Paddelt an jeder Strömung vorbei

Die Fortsetzung des erfolgreichsten deutschen Films aller Zeiten ist… irgendwie einfach nur da. Das Kanu des Manitu taugt weder zu großer Aufregung, noch als wahnsinnige Enttäuschung oder als richtig lustiger Komödienhit. Bullys Nachfolger zum - in jeder Hinsicht sehr viel besseren - Schuh des Manitu bietet harmlose, seichte Durchschnittsunterhaltung, bei der wir hier und da immerhin gelegentlich schmunzeln mussten.

Originalbild: Das Kanu des Manitu / © Constantin Film (2025)


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Ist Das Kanu des Manitu zu woke oder gar das Gegenteil? - Unsere Meinung aus dem Podcast als Text zusammengefasst:

Das Kanu des Manitu ist nicht die peinliche Fortsetzung geworden, welche Daniel Pook und Loorie Wutz von Die Letzte Filmkritik befürchtet hatten. Sie rechneten nämlich mit einer größeren Portion „Boomer-Cringe“ und reichlich kurz gedachten “Anti-Wokeness”-Plattitüden. Stattdessen entpuppte sich der Film als harmlos, zahnlos, unspektakulär, aber stellenweise kurzweilig unterhaltsam. Niemand hätte den Film vermisst, wenn er nicht existierte, aber weh tut er auch wieder nicht. Zündstoff für ausgedehnte Diskussionen liefert er ebenso wenig.

Wirklich traurig macht eigentlich nur das von Stefan Raab und Bully beigesteuerte Lied zum Film, das mit abgedroschenen Spitzen gegen Veganer oder “Hipstermilch” daherkommt und an Raabs Niedergang vom innovativen Provokateur zum satirischen, aus der Zeit gefallenen Patriarchen erinnert. Dieser Humor wirkt altbacken und unsympathisch, zumal Raab einst selbst gegen die ältere Generation rebellierte.

Im Gegensatz dazu bemüht sich der Film selbst, neutral und unaufgeregt zu bleiben. Witze über Westernklischees, Karl Mays Winnetou oder indigene Kulturen greifen zwar auf alte Muster zurück, wirken aber nie bösartig. Dass Bully am Ende versucht, sich durch eine angehangen wirkende Szene quasi selbst plakativ Absolution für kulturelle Aneignung zu erteilen, bleibt allerdings fragwürdig, da echte indigene Stimmen im Film nicht vorkommen - unseres Wissens nach auch nicht an dessen Entstehung beteiligt waren. Sicherlich gut gemeint, in der Ausführung hat sein versöhnlich angelegter Bogenschuss in diesem speziellen Moment aber unangenehm das Ziel verfehlt.

Besser macht Bully es eher beiläufig in einer Konversation zwischen seinem Protagonisten Abahachi und dessen Blutsbruder “Ranger” (Christian Tramitz). Dieser nennt ihn aus Gewohnheit im Gespräch “Indianer”, woraufhin Abahachi (hier sinngemäß aus der Erinnerung wiedergegeben) entgegnet: “Indianer? Ich habe dir doch gesagt, du sollst mich nicht mehr so nennen.”). Ein kurzes Aufblitzen, dass bei aller Albernheit doch etwas Progression Einzug in Bullys Wilden Westen halten durfte und aus der Situationskomik heraus wird’s sogar im bewährten “Abahachi-Ranger-Altes-Ehepaar”-Streitprinzip unterhaltsam transportiert. Ohne sich damit aber nervig lange aufzuhalten, wo jegliche tiefere Auseinandersetzung mit ernsthaften Themen ja ansonsten gar nicht Schwerpunkt dieses in Gänze einfach gestrickten Films ist.

Handwerklich ist Das Kanu des Manitu solide und besser als viele andere deutsche Komödien, aber deutlich blasser als das Original. Während der erste Film ein echtes Ereignis war – abwechslungsreiche Gags mit Wiedererkennungswert und ein Humor, der Generationen vereinte – ist die Fortsetzung uninspiriert, recyclinglastig und schnell vergessen. Es fehlt im Vergleich zu Teil eins auch der Eindruck, wir würden neben all dem Klamauk trotzdem noch ein ambitioniert als Kinofilm konzipiertes Projekt sehen. Das Sequel reiht mehr lose Sketche aneinander, baut nie mal szenische Dichte auf und hat keinen sinnvoll mitverfolgbaren Erzählstrang.

Wer den ersten Teil kennt und liebt, verpasst nichts, wenn er die Fortsetzung auslässt – und wird im Kino aktuell eher daran erinnert, wie viel ideenreicher und sogar auch filmisch ansprechender umgesetzt Der Schuh des Manitu einst war. Andererseits ist das Kanu des Manitu kurz und mit genug harmlosen Gags zum dahin schmunzeln ausgestattet, um als bewusst alberne Kalauer-Komödie ganz nett vor sich her geguckt zu werden. (Zu) ernst nehmen sollte und kann man hier eigentlich nichts - es ist einer dieser Filme, der einfach nur… jetzt halt irgendwie da ist.

(Autor: Daniel Pook)



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Dieser Podcast wurde von Daniel Pook mit Loorie Wutz in Berlin aufgenommen.

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