All tagged Drama

Challengers: Rivalen - Spielball der Gefühle

Gegner auf dem Tennisplatz, Konkurrenten in der Liebe - wo einst eine brüderliche, vielleicht noch wesentlich intimere Freundschaft zweier Männer war, bevor sie sich in dieselbe Frau verliebt haben. Regisseur Luca Guadagnino macht daraus weder einen typischen Sportfilm, noch eine vorhersehbare Romantik-Komödie. Viel mehr vermengt er bei Challengers - Rivalen gelungen filmische Herangehensweisen europäischen Independent-Kinos mit effektreicher Ästhetik heutigen Hollywood-Mainstream-Kinos. Ein verspieltes, erstklassig besetztes Liebesdrama, dessen Hauptfiguren bei jedem Schlag laut aufstöhnen.

Evil Does Not Exist - Natur der Wehrhaftigkeit

Es spricht für diesen mutig inszenierten Ausnahmefilm als kleines Meisterwerk, dass wir in Ryûsuke Hamaguchis Evil Does Not Exist gelungene Kapitalismuskritik, Reflexionen über Klima-Aktivisten, Einordnung der Natur als Natur, so viel trügerische Schönheit und einen plötzlichen Moment brutaler Grausamkeit erleben, der sein Publikum zwangsläufig überfordert - während sich dieser Film aber präsentiert und anfühlt wie eine subtile Sinfonie in Bildern und Musik.

Civil War - Mehr Last of Us als Call of Duty

Autor und Regisseur Alex Garland lässt uns mit seinem Civil War bewusst im Unklaren darüber, wie genau es zum dystopischen Zustand seines Bürgerkriegsszenarios in den USA einer scheinbar nahen Zukunft gekommen ist. Anders als erwartet und in den Trailern vorab in Aussicht gestellt, erinnert uns der eigentliche Film außerdem meistens viel mehr an The Last of Us oder The Walking Dead, als dass durchgehend intensive Gefechtsmomente á la Call of Duty gezeigt würden. Interessant an diesem Film sind eigentlich ohnehin nicht Fragen nach warum und wie, sondern wen wir als Hauptfiguren durch dieses Szenario begleiten - findet Daniel in seiner Letzten Filmkritik.

Sieger Sein - Wir alle brauchen Integration

Sieger Sein ist nicht nur ein Sportfilm für Kinder oder ein Flüchtlingsdrama über ein syrisches Mädchen in Deutschland. Der durchweg gelungene, teilweise biografische Berlinale-Teilnehmer von Regisseurin Soleen Yusef weiß seine junge Zielgruppe ernst zu nehmen und versteht Integration nicht bloß als einseitige Migrationsthematik.

White Bird - Kein zweites Wunder

Der auch bei uns sehr beliebte Film Wunder hat jetzt im Kino ein Sequel bekommen - wieder basierend auf einer Romanvorlage von Autorin Raquel J. Palacio. Als loser Nachfolger hat White Bird allerdings nichts mehr mit dem kleinen Auggie zu tun und fokussiert sich auf eine Rückblende, bei der verkitscht präsentierte Teenager-Romantik und ein zu konstruiert daherkommendes Drama das historische Gewicht der Nazi-Besatzungszone im Elsass als Kulisse allzu sehr in den Hintergrund drängt.

One Life - 669 mal die ganze Welt

Sir Anthony Hopkins spielt Sir Nicholas Winton in einem Biopic über den “britischen Oscar Schindler”. Dessen bemerkenswerte Rettung 669 jüdischer Kinder kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist auch heute noch bedeutend. Ob die wahre Geschichte aber - so präsentiert wie in One Life - genug Stoff für 113 Minuten durchgehend interessanten Film ist, damit hadert Daniel in seiner Kritik.

Ich Capitano - Aus Träumen wird Martyrium

Matteo Garrones Ich Capitano ist ein Flüchtlingsfilm, der wie eine hochwertige und durchaus teure Hollywood-Produktion aussieht, der im Gegensatz zu einer solchen allerdings mit schonungslos harter Darstellung seiner Reise zweier Jugendlicher von Dakar nach Italien dokumentarisch brutal bei der Realität bleibt. Hat seine Oscar-Nominierung ebenso verdient wie unsere Empfehlung.

Ferrari - Enzo im kleinen Fenster

Adam Driver hat Hauptrollen in biografischen Filmen über italienische Ikonen momentan im Abo gebucht, macht das aber von Rolle zu Rolle tatsächlich immer noch etwas besser. Als Enzo Ferrari überragt er, der Film von Michael Mann hätte auch in Deutschland einen Kinostart verdient gehabt, kam hier aber direkt bei Amazon Prime ins Online-Angebot. Schwächen im Getriebe haben Patrick & Daniel natürlich dennoch erkannt.

Miller's Girl - Note: Unbefriedigend

Es hat allem Anschein nach ein skandalös anmutender Erotikthriller zwischen Schülerin und Lehrer werden sollen, uns hat Miller’s Girl jedoch mehr an die After-Serie erinnert. Es ist mal wieder einer dieser naiven Filme, der so wirkt, als sei er von einem Kind geschrieben worden, das sich mit eingeschränkter Vorstellungskraft und noch beschränkterem Erfahrungsschatz an einer Geschichte über Erwachsenenthemen versucht hat.

Dream Scenario - Alle träumen von Nicolas Cage

A24 und Nicolas Cage - eine Kombination aus unseren wildesten Träumen. Doch obwohl gerade er bei Dream Scenario noch einen der interessantesten Faktoren ausmacht, sahen Robert und Daniel in diesem Film zu viel verschenktes Potenzial für einen rundum gelungen Indie-Geheimtipp. Besonders nach den interessant wirkenden Trailern und einem starken Beginn.

The Zone of Interest - Meisterwerk des Ungezeigten

Wir sprechen in dieser Filmkritik zu The Zone of Interest von Jonathan Glazer zweifellos über ein großes Meisterwerk. Über einen bemerkenswerten Hybrid aufwühlender, zur Auseinandersetzung geradezu zwingender Kunst, stilistisch dennoch nahe an scheinbar objektiver Realität. Einen Film, der uns in der Realität mit unserer Vergangenheit konfrontiert, wie es wohl kein anderes Werk zuvor so eindringlich und unverzerrt geschafft hat. In unserem Podcast reden wir mindestens so viel über jenes, was wir in der Adaption wirklicher Schreckenszeiten tatsächlich gezeigt bekommen, wie wir über all jenes sprechen müssen, was wir dort bewusst nicht im Bild sehen, aber sehr wohl wahrnehmen können. Eine Rezension und Deutung der von Glazer gewählten Stilistik, Herangehensweise und Motive.

Bob Marley: One Love - Wäre so nie zur Ikone geworden

Bob Marley: One Love vermittelt uns nur wenig interessantes über die Reggae-Legende und schafft es, abgesehen von seiner dramaturgisch mauen Erzählweise, ganz besonders nicht, Herz und Seele des Ausnahmemusikers wirklich spür- oder nachvollziehbar auf die große Leinwand zu transportieren.

All of Us Strangers - Heimgesucht von Sehnsüchten

All of Us Strangers ist ein fantastisch gespieltes, wunderschön gedrehtes Drama nach Romanvorlage, das uns auch die nuanciertesten Gefühle seiner Protagonisten bis ins tiefste Innere mitempfinden lässt - ohne dafür auf plakative Manipulation oder altbekannte Charakterschablonen zurückzugreifen. Und zwar vom Schönsten bis zum Traurigsten. Der wirklich empfehlenswerte Film von Andrew Haigh hätte Daniel allerdings noch etwas mehr begeistern können, hätte er seine traumhafte, leicht diffus anmutende Atmosphäre vom Beginn länger konsequent beibehalten, anstatt seine Handlung, Überraschungen und Motive viel zu früh und ausformuliert anzudeuten, in Teilen gar völlig offen auf den Tisch zu legen.

Die Farbe Lila - Frühling für Celie

Hätten wir ein inhaltlich kaum verändertes Remake von Steven Spielbergs Verfilmung des Romans Die Farbe Lila gebraucht? Natürlich nicht. Ist es unbedingt so vorteilhaft, diesen Stoff mit eher frohen Musical-Nummern auszuschmücken? Natürlich auch nicht. Entsprechend wenig begeistert sind Patrick & Daniel von der aktuellen Neuinterpretation, obwohl sie rein handwerklich vieles sehr aufwendig und durchaus auch gut macht.

Eine Million Minuten - Realitätsverlust trotz Realvorlage

Hätte Regisseur, Co-Autor und Produzent Christopher Doll doch nach Lesen der Buchvorlage erst einmal zu Recherchezwecken gemeinsam mit Gattin Karoline Herfurth und ihren beiden Kindern zwei Jahre lang irgendwo auf der Welt Urlaub gemacht, mal ganz zu sich selbst gefunden... und wäre dann einfach nie mehr wiedergekommen. Er hätte uns damit die 125 Minuten von Eine Million Minuten erspart.

The Holdovers - Ein Film wie früher, so gut wie früher

The Holdovers ist in Deutschland zwar ein für diesen Film prädestinierter Weihnachtsstart verwehrt geblieben, ein sehr guter Weihnachtsfilm macht im Januar oder jedem anderen Monat aber natürlich trotzdem immer noch sehr viel Freude. Regisseur Alexander Payne schafft es nicht nur, seine Hauptdarsteller*innen um den brillant aufspielenden Paul Giamatti zu Höchstleistungen zu treiben, sondern auch seinen in den 70ern spielenden Film so aussehen und sich so anfühlen zu lassen, als sei dieser auch in derselben Zeit gedreht worden.

Die Schneegesellschaft - Hat uns als Film eher kalt gelassen

´Der Absturz des Flugs Fuerza-Aérea-Uruguaya 571 im Oktober 1972 in den verschneiten Anden ist besonders deswegen bis heute noch Thema, weil die Überlebenden nur deswegen 72 Tage im Eis überleben konnten, da sie sich vom Fleisch der beim Unglück und in Folge dessen verstorbenen Menschen ernährt haben. Netflix zeigt jetzt mit Die Schneegesellschaft nicht die erste Adaption dieser wahren Begebenheiten, die handwerklich bemüht ist, uns als Film aber dennoch nicht ganz packen kann.