Black Bag - Agenten in Beziehungen
Agenten, die sich gegenseitig verdächtigen, aber auch miteinander befreundet und vereinzelt sogar verheiratet sind. Sie arbeiten in verschiedenen Spezialbereichen, sind es gewohnt sich nicht immer gegenseitig alles erzählen zu dürfen. Doch mindestens einer von ihnen soll ein Verräter sein! Black Bag von Steven Soderbergh zeigt dies genauso spannend erzählt wie unterhaltsam gespielt.
Wir spoilern in diesem Podcast nichts überraschendes, was diesen spannenden Agentenfilm verderben würde.
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Unsere Kritik zu Black Bag als Text zusammengefasst:
Steven Soderbergh überrascht mit seinem neuesten Film Black Bag, einem Spionagethriller, der nach einer Reihe oft experimenteller und zumeist wenig überzeugender Werke endlich wieder klassisches, intelligentes Kino bietet.
Im Zentrum steht ein Freundeskreis von Geheimdienstmitarbeitern, deren private und berufliche Beziehungen ineinander verwoben sind. Zuerst lernen wir Michael Fassbenders Charakter kennen, der den Auftrag erhält, einen Maulwurf innerhalb seines Teams aufzuspüren – ein Auftrag, der keine Rücksicht auf persönliche Beziehungen zulässt, nicht einmal auf die zu seiner eigenen Frau, gespielt von Cate Blanchett. Die Dynamik innerhalb der Gruppe ist komplex, geprägt von unterschiedlichen Sicherheitsstufen und geheimen Informationen, die stets einen Einfluss auf das zwischenmenschliche Gleichgewicht haben.
Black Bag hebt sich von traditionellen Agentenfilmen vor allem dadurch ab, dass die Handlung überwiegend in dialoglastigen, fast kammerspielartigen Szenen stattfindet. Die Ermittlungen geschehen weniger durch spektakuläre Aktionen als vielmehr durch pointierte Konversationen während Abendessen und vertraulicher Treffen. Diese Herangehensweise erzeugt eine intime und authentische Atmosphäre, die gut funktioniert, auch weil die hervorragenden Schauspieler, darunter auch Pierce Brosnan in einer Nebenrolle, ihre Charaktere vielschichtig und überzeugend interpretieren.
Ein besonderes Lob verdienen die klugen, hin und wieder in subtil geführte Psychoduelle übergehenden Dialoge, die verhindern, dass die vielen Gesprächsszenen langweilig werden. Der Humor, überraschende Charakterzüge und kleinere Wendungen innerhalb der Interaktionen sorgen stets für Spannung. Zudem gelingt es Soderbergh, ein glaubhaftes Geheimdienstmilieu zu zeichnen, ohne in übertriebenen Glamour oder realitätsferne Action abzudriften.
Nicht damit mithalten kann einzig die visuelle Umsetzung. Trotz eines, für Soderbergh-Verhältnisse, stattlichen Budgets von $50 - $60 Mio. wirken manche Kameraentscheidungen und das im Hintergrund häufig auffällig überbelichtete Bild eher störend als bereichernd. Hinzu kommt ein aufdringliches, softes Überstrahlen der Lichtquellen in Räumen, das nicht nach Vintage-Filmhandwerk, sondern mehr wie Magic Bullet Looks aussieht. Steven Soderberghs eigenwillige Vorliebe für experimentelle Kameraführung und intensive Lichteffekte lenken unnötig ab, weil sie nichts erkennbares sinnvoll zum Film beitragen, obwohl die Produktion mit einer aktuellen, recht potenten RED-Flagschiff-Cinema-Kamera gedreht wurde. Unter anderem war ein hoher Dynamikumfang des Bildes technisch also definitiv gegeben.
Dennoch bleibt Black Bag durchweg unterhaltsam und stimmig, insbesondere im Vergleich zu anderen Filmen des Genres, die zuletzt oft enttäuschten. Die schauspielerischen Leistungen, allen voran Fassbender und Blanchett, sowie das intelligent verfasste Drehbuch machen ihn zu einem kleinen Geheimtipp, der leider aufgrund schwacher Marketingmaßnahmen derzeit kaum wahrgenommen wird.
Auch wenn Black Bag vielleicht kein Film für die breite Masse ist und trotz seines Budgetumfangs möglicherweise im Kino Schwierigkeiten hat, sein Publikum zu finden, dürfte er im Streamingbereich mit Sicherheit zu einem zweiten Leben finden. Die Art, wie Soderbergh hier klassische, dialogzentrierte Spannung mit authentischen Figuren verbindet, erinnert zumindest inhaltlich sehr positiv an Filme vergangener Jahrzehnte – Filme, die ihr Publikum ernst nehmen und es nicht mit unnötigen Erklärungen ermüden. Ein lohnenswerter Kinobesuch für alle, die intelligente Unterhaltung schätzen, selbst wenn die visuelle Filmsprache dabei etwas zu kurz kommt.
(Autor: Daniel Pook)
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Dieser Podcast wurde von Patrick aus Hürth in Hürth & Daniel in Berlin aufgenommen.