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Blood & Sinners - Blues bis(s) zum Morgengrauen

Blood & Sinners - Blues bis(s) zum Morgengrauen

Ryan Cooglers neuer Film mit seinem Stammschauspieler Michael B. Jordan in einer Doppelrolle lohnt schon wegen des analog gedrehten Looks auf möglichst großer Leinwand. Und als wir gerade dachten, mehr als schön auszusehen hätte das musikalische 30er-Jahre-Mississippi-Drama um zwei schwarze Ganoven und ihr Vorhaben, einen Partyschuppen zu eröffnen, nicht zu bieten… wurde es plötzlich doch noch bissig. Und verdammt blutig! Wegen des gelungenen Überraschungsfaktors im fortgeschrittenen Filmverlauf, spoilern wir genaueres über die spätere Handlung von Blood & Sinners in dieser Rezension erst zum Schluss, nach ausdrücklicher Warnung.

Originalbild: Blood & Sinners / © Warner Bros (2025)

Wir spoilern in diesem Podcast nichts überraschendes bevor wir in den separaten Spoiler-Teil übergeben, der ausdrücklich angekündigt zum Ende hin startet.


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Unsere Meinung über Blood & Sinners aus dem Podcast zusammengefasst:

Mit Blood & Sinners legt Regisseur Ryan Coogler einen ambitionierten Genre-Mix vor, der mit den Erwartungen seines Publikums spielt – und sie teilweise gekonnt unterläuft. In der ersten Hälfte wirkt der Film wie ein leicht modernisiertes Südstaatendrama: Zwei afroamerikanische Brüder, Smoke und Stack, kehren nach ihrer Zeit in Chicago und nachdem sie im Ersten Weltkrieg gedient haben, ins ländliche Mississippi zurück, um im Jahr 1932 ein neues Leben zu beginnen. Obwohl die Sklaverei erst vor kurzem abgeschafft wurde, scheint der Ort sehr divers und fortschrittlich: Der Ku-Klux-Klan wird nur nebenbei erwähnt, Rassismus existiert kaum, und die afroamerikanischen Hauptfiguren führen ein sehr selbstbestimmtes Leben. Diese Darstellung wirkt irritierend und historisch fragwürdig, was beim Publikum zunächst für Verwirrung sorgt, da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ob der Film mehr Period Piece oder reine Fiktion sein soll.

(Vorsicht, ab hier verrät der Text eine der Überraschungen des Films!) - In der zweiten Hälfte kippt der Film plötzlich ins Übernatürliche und entpuppt sich als handfester Vampirfilm – inklusive Splatter, Sektenthematik und Genre-Zitaten à la From Dusk Till Dawn. Dieser Bruch funktioniert erstaunlich gut, auch weil sich der Film vorher Zeit nimmt, die Figuren einzuführen und eine intensive Atmosphäre aufzubauen. Besonders die Verknüpfung von Musik und Spiritualität zieht sich als roter Faden durch die Geschichte und verleiht dem Film Tiefe, die anderen modernen Vampirstreifen oft fehlt. Die Inszenierung ist hochwertig, mit starkem analogen Film-Look, gedreht auf 65mm Panavision, mit detaillierten Kulissen und stimmungsvoller Farbgestaltung.

Einige Kritikpunkte finden wir vor allem in der Struktur: Die erste Hälfte ist trotz schöner Optik erzählerisch lange zu zäh, und einige der sehr vielen Nebenfiguren hätten mehr Raum verdient. Gerade der Fokus auf den musikalisch begabten Cousin der Brüder Smoke und Stack wirkt fehlplatziert, besonders da Michael B. Jordan als schillerndes Zwillingsduo deutlich interessanter ist. Die Action in der zweiten Hälfte, obwohl handgemacht und nicht überladen mit CGI, bleibt oft vorhersehbar und wenig spannend choreografiert. Ein drangehangenes Ende mit zusätzlicher Schießerei in Zusammenhang mit Ku-Klux-Klan-Mitgliedern wirkte an dieser Stelle im Film wie zu viel des Guten.

Motive von Kulturen, die von anderen assimiliert und so zu seelenloser, generischer Ware verarbeitet werden, über echte Integration und unehrliche Vereinnahmung, funktionieren grundsätzlich und geben Blood & Sinners ein solides metaphorisch Fundament. Selbst wenn diese Ideen für uns hier und da - auch in visueller Form, Stichwort: Geisterfestival - überstrapaziert ausformuliert werden.

Blood & Sinners ist ein origineller, visuell starker Film, der Mut zum Risiko beweist. Seine Mischung aus Southern-Gothic, Vampirmythos, Musik-Drama und gesellschaftlicher Allegorie hebt ihn aus dem Mainstream heraus. Auch wenn das Ergebnis nicht in allen Bereichen vollends überzeugt, ist es genau diese Ambition, die ihn sehenswert macht – besonders für ein Kinoerlebnis mit Überraschungsmomenten und stilistischem Anspruch.

(Autor: Daniel Pook)



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Dieser Podcast wurde von Patrick aus Hürth & Daniel in Hürth aufgenommen.

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