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Evil Does Not Exist - Natur der Wehrhaftigkeit

Es spricht für diesen mutig inszenierten Ausnahmefilm als kleines Meisterwerk, dass wir in Ryûsuke Hamaguchis Evil Does Not Exist gelungene Kapitalismuskritik, Reflexionen über Klima-Aktivisten, Einordnung der Natur als Natur, so viel trügerische Schönheit und einen plötzlichen Moment brutaler Grausamkeit erleben, der sein Publikum zwangsläufig überfordert - während sich dieser Film aber präsentiert und anfühlt wie eine subtile Sinfonie in Bildern und Musik.

Retrospektive - Der Kleine Ausreißer (1953)

1953 zeigte Der Kleine Ausreißer (Original: The Little Fugitive), dass auch mit sehr wenig Geld und dafür umso mehr filmischer Kreativität, innovatives Kino entstehen kann, das nachhaltig Eindruck hinterlässt. Zum Beispiel bei Wes Anderson und François Truffaut, die das größtenteils mitten im Treiben von Coney Island bei New York gedrehte Werk schon als wichtigen und einflussreichen Film, nicht nur für sie persönlich, genannt haben.

Vortex - Lebensenden hybrid gesehen

Vortex ist intimer und naturalistischer gefilmt als wir es von den zumeist rauschhaften Werken des Regisseurs Gaspar Noé gewohnt sind. Zwar geht es schlussendlich erneut um den Sog in die Leere, nur dass der hier nun nicht mehr von treibenden Beats unterlegt und in fluoreszierende Farben getränkt wurde. Noés experimenteller Ansatz einer Hybridperspektive im Split-Screen ist derart effektiv, dass sie uns ebenso hybrid mit den zwei Protagonisten des Films mitempfinden lässt. Und gerade, als sich unser Bild über sie als Menschen komplettiert zu haben scheint, lösen sie sich vor unseren Augen in Luft auf.

Retrospektive - Trilogie der emotionalen Vergletscherung (Michael Haneke)

Es scheinen doch noch Gefühle in unseren harten Filmkritikern Patrick & Daniel zu stecken, denn die Trilogie der emotionalen Vergletscherung hat sie mitnichten kalt gelassen. In mehr als zwei Stunden Retrospektive widmet sich dieser Podcast den Frühwerken Michael Hanekes (Der Siebente Kontinent, Benny’s Video & 71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls) und liefert dabei auch eine Heranführung an den Filmemacher als solchen.

972 Breakdowns - Roadtrip wie aus Zeiten vor VLOGs

Eine mehrjährige Fahrt von Halle nach New York City, auf dem Landweg mit Ural-Motorrädern, hat um die 500 Stunden Rohmaterial für einen Reisefilm beschert, der den authentischen Gegenentwurf zu heutigen YouTube-VLOGs darstellt. 972 Breakdowns leidet jedoch unter überflüssigem Off-Kommentar und hätte im Schnitt genau so viel Mut zu riskanten Abkürzungen vertragen können, wie ihn seine fünf Abenteurer an den Tag gelegt haben.

Climax - Tanz in den Rausch

Es muss keine dunkle Seitenstraße und auch kein Horrorfilmwald bei Nacht sein, wo Menschen sich selbst vor Paranoia in den Wahnsinn treiben. In Climax ist es eine exzessiv aus dem Ruder gelaufene Tanzparty, die zum Albtraum wird.