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Fear Below - Hier sterben Fliegen… wie die Fliegen

Fear Below - Hier sterben Fliegen… wie die Fliegen

In Fear Below trifft ein skrupelloser Gangster mit seinen Schergen auf ein ungewöhnlich großes Bullenhai-Exemplar, das die Bergung wertvoller Ware aus einem Fluss erschwert. Die dafür beauftragte Tauchcrew arbeitet mit rustikalen Gerätschaften, denn dieser ungewöhnliche Genremix spielt im Australien der 40er Jahre. Nichts davon ist überzeugend umgesetzt, aber eins hat Loorie und Daniel dann doch wie gebannt zusehen lassen: Ständig verschwanden bei Dialogen kleine Fliegen in den Mündern nichts ahnender Schauspieler*innen.

Originalbild: Fear Below / © Two Tone Pictures (2024)

Wir bemühen uns, in dieser Filmkritik nichts unnötiges oder überraschendes zu spoilern.


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Unsere Meinung aus dem Podcast als Text zusammengefasst:

Ein Taucher in altem Tiefsee-Anzug schwebt tief im trüben Wasser. Darüber, dahinter oder drunter ein gigantischer Hai – mal als Megalodon, mal einfach als überdimensionierter Weißer Hai mit messerscharfen Zähnen dargestellt. Fear Below, ein australischer Independent-Haifilm, der direkt fürs Heimkino veröffentlicht wurde, nutzt genau diese Bildsprache in seiner Plakatwerbung – doch das Versprechen, das die vielen verschiedenen, dennoch ähnlich konzipierten Poster machen, kann der Film nicht einlösen.

Die Handlung beginnt mit einem Szenario, das zunächst skurril, dann aber doch zu ernst umgesetzt wird. In den 1940ern verliert eine Gruppe Gangster nach einem Unfall ihr Auto in einem See. Der Kofferraum ist voll mit Gold, der Fahrer wird von seinem wütenden Boss kurzerhand erschossen, und der Schatz versinkt tief unter Wasser. Statt jemanden mit schwerem Gerät aufzusuchen, engagieren die Verbrecher bloß einen lokalen Tauch-Dienstleister, der mit traditionellen Helmtauchanzügen an langen Belüftungsschläuchen arbeitet, die zwecks Sauerstoffzufuhr mit einer handbetriebenen Pumpe an Land verbunden sind. Ihr Auftrag lautet nun: das Auto und das Gold zurückholen – heimlich, versteht sich, denn ein Kran würde zu viel Aufmerksamkeit erregen.

Der Film lebt fortan ausschließlich von diesem einen Setting: dem Ufer eines schlammigen Sees irgendwo im australischen Nirgendwo. Der See ist so trüb, dass die Taucher nicht einmal ihre Hand vor Augen sehen können – ein Umstand, der filmtechnisch „günstig“ genutzt wurde, um den Hai kaum zeigen zu müssen. Statt echter Unterwasseraufnahmen wurde handgemachte “Dry to Wet”-Tricktechnik verwendet, wie der Regisseur in einem Interview preisgegeben hat. Das sieht nie sehr aufregend, aber gemessen am kleinen Budget durchaus ok und gar nicht so schlecht gemacht aus. Die langen Tauchgänge im trüben Wasser haben wir Fear Below jedenfalls abgekauft. Viel erkennen konnten wir dabei bloß nicht.

Und dann ist da noch der Hai. Angeblich ein sehr großer Bullenhai, was biologisch zumindest denkbar ist – diese Art kann tatsächlich in Süßwasser überleben und in Australien kommen Szenarien wie im Film gezeigt tatsächlich manchmal vor. Trotz einiger kurzer Schnappschüsse wirkt er jedoch nie bedrohlich oder imposant. Obwohl er zahlreiche Leute tötet, aber das geschieht reichlich unspektakulär und meist sehr plötzlich.

Öfter als den Hai sehen wir viele Fliegen, die ununterbrochen durch jede Einstellung schwirren, ständig auf Gesichtern der Darsteller*innen sitzen und mehrmals sogar während Dialogen in deren Mündern verschwinden – was in manchen Szenen unfreiwillig komischer ist als alles, was der Film absichtlich versucht. Die Präsenz der zahlreichen Insekten ist so auffällig, dass man fast Mitleid mit dem Cast bekommt.

Dabei hatte der Film durchaus Ambitionen. Die Unterwasserszenen, so künstlich sie auch sein mögen, sind immerhin verhältnismäßig aufwendig und lang umgesetzt, was für eine Low-Budget-Produktion Respekt verdient. Auch die Schauspieler*innen wirken überraschend engagiert, obwohl ihre B-Movie-Rollen denkbar flach plakativ geschrieben sind. Doch gerade das ist ein Problem: Die Darsteller spielen ihre Rollen mit so viel Ernst, dass der Film oft unfreiwillig komisch wirkt. Die Dialoge sind klischeehaft, die Figuren verhalten sich häufig unlogisch – vor allem der Gangsterboss, dessen ständiger Zeitdruck und Gewaltandrohungen nie nachvollziehbar begründet werden. Auf der anderen Seite ist all das nie lustig genug, um es als unterhaltsam blödes Trash-Movie zu feiern. Meistens ist Fear Below schlicht langweilig, sieht optisch überdies fad aus. Schon gar nicht wie ein Film aus der Zeit in der er spielt.

Dass die Ausgangsidee – Gangsterkrimi trifft Hai-Horror – zumindest auf dem Papier origineller klingt als das übliche B-Movie-Futter, ist anzuerkennen. Der Regisseur wollte bewusst etwas anderes machen als den Standard-Haifilm. Doch Fear Below scheitert genau an diesem Spagat. Weder als Krimi noch als Tierhorrorfilm funktioniert das Ganze wirklich, weil der Tonfall inkonsistent bleibt. Der Film nimmt sich ernster, als er sollte, und bleibt dabei auf fast tragische Weise spannungsarm.

Am Ende bleibt ein Film, der zwar nicht faul gemacht wirkt, aber leider auch nicht kompetent gelungen. Nur der Wille war hier stark. Kein absichtlich schlechter Trashfilm, sondern eine ambitionierte Idee, die an zu vielen Stellen versandet oder von vornherein bereits als Grundidee zu wenig zu bieten hatte. Immerhin: Es gibt schlimmere Haifilme. Und wenn man mit entsprechend niedrigen Erwartungen an die Sache geht, sorgen die vielen Fliegen und Mücken auf den Gesichtern des Casts auf ganz eigene Art irgendwie noch konstant genug für Trinkspieltaugliche Mini-Unterhaltung.

(Autor: Daniel Pook)



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Dieser Podcast wurde von Daniel Pook mit Loorie Wutz in unserem Studio in Berlin aufgenommen.

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